Coronaouting
Heute „oute“ ich mich. Ich habe bzw. hatte Corona und bin langsam am Weg der Besserung. Es ist Woche 3 und ich kann mittlerweile schon wieder mein Zimmer verlassen und mich zum Frühstück und Mittagessen einen Stock tiefer begeben. Und ich kann wieder lachen! Und ich hoffe, dass diese Zeilen auch von jenen Menschen gelesen werden, die das Virus auf die leichte Schulter nehmen oder gar verleugnen. Wenn ich nur eine von diesen Personen zum Nachdenken anregen kann, haben sich diese Zeilen gelohnt. Vor 17 Tagen bin ich aufgestanden und hatte etwas Husten in der Früh und habe noch einen Joke darüber gemacht, dass das Virus mich wohl jetzt auch erwischt hat. Aber es war ein Arbeitstag wie jeder andere. Ich habe online gearbeitet und im Laufe des Vormittags habe ich mich etwas unwohl gefühlt. Leichte Gliederschmerzen, und ein bisschen matschig. Keine Ahnung weshalb ich Fieber gemessen habe. 38 Grad, aber ich habe mich nicht besonders krank gefühlt. Trotzdem habe ich 1450 angerufen, wurde als Verdachtsfall eingestuft, habe auch noch 2 Einheiten online gearbeitet und einer Klientin am Abend, welche zu mir in die Praxis gekommen wäre, abgesagt. Gott sei Dank. Am nächsten Tag war ich etwas schwach, 38 Grad Fieber, etwas Husten und ein komisches Gefühl auf der Brust. Bin dann zur Testung gefahren und am nächsten Tag hatte ich mein Ergebnis. POSITIV. Am Wochenende immer etwas Fieber, etwas schwach, aber irgendwie o.k. Ich habe mich schon kränklich gefühlt, aber mehr nicht. Dann kam der Sonntag und in der Zeit in der ich mit einer Freundin telefonierte, änderte sich plötzlich etwas. Ich fühlte mich zunehmend schlechter. Mein Kopf platze vor lauter Schmerzen, das Fieber stieg rasant an, ich schwitzte unfassbar, Gliederschmerzen am ganzen Körper und das Schlimmste, ich konnte nichts mehr tun. Der Geruchs- und Geschmacksverlust waren nur Randerscheinungen, welche mir total egal waren. Ich konnte nur mehr hilflos im Bett liegen, nicht denken und fühlte mich dem was da kommen würde, völlig ausgeliefert. Die Nacht war furchtbar, stündliches aufwachen, völliges ausgetrocknet sein durch das viele Schwitzen, ich konnte mich kaum bewegen, vor lauter Schmerzen, das Atmen fiel mir immer schwerer und ich konnte nur liegen und mich nicht bewegen. In der Früh wachte ich völlig gerädert auf, Schmerzen überall, das Atmen fiel mir immer schwerer, das Fieber stieg immer wieder bis 39,9 Grad an, meine Psyche war total überlastet und ich dämmerte über den Tag dahin. Wenn ich 5 Minuten telefonierte, musste ich danach 2 h schlafen. Dann wieder kurze Wachphasen, die unheimlich mühsam waren, bevor ich wieder in einen alptraumhaften Dämmerzustand verfiel. Die Nächte, ein Trip, da ich nur oberflächlich dahindösen konnte, Fieberträume mich aufschrecken ließen und der Kreislauf, ob des starken Flüssigkeitsverlustes total kollabierte. Und das Atmen fiel noch immer schwer. Mitte der Woche musste ich zur Kontrolle ins Krankenhaus. Dort musste ich stundenlang auf meine Untersuchungen warten, da es nur ein gewisses Zeitfenster für COVID 19 PatientInnen gibt, um die anderen PatientInnen nicht anzustecken. Ich war alleine im Zimmer, das Fieber hoch, Schüttelfrost und wartete auf die Ergebnisse. Bis am Abend, dann durfte ich Gott sei Dank wieder heim. Zu Hause, wieder das gleiche. Hohes Fieber, Schmerzen, nichts tun können, also wirklich nichts. Schwer Atmen und die Angst und Verzweiflung waren ständig präsent. Wenn ich aufgewacht bin, habe ich geheult, weil ich Angst vorm Tag hatte, als es Abend wurde wollte ich nicht schlafen, weil ich Angst vor der Nacht hatte. Thrombosespritzen, fiebersenkende Mittel halfen mir, die Zeit so einzuteilen, dass ich wenigstens auf die Toilette konnte. Das heißt, wenn das Mittel wirkte konnte ich ins Bad in dem Wissen, dass mich der Virus in einer Stunde wieder ans Bett fesseln würde. Dann eine Nacht in der ich gut geschlafen habe, Hoffnung ist aufgekeimt, dass es nun besser wird. Doch leider kam der Virus dann durch die Hintertür. Das Wochenende war grauenhaft, ich habe nur mehr geheult, vor lauter Schmerzen, wenig Atmen können, ausgeliefert sein Angst und Verzweiflung. Wenn ich das jetzt schreibe, kommen mir noch die Tränen. Und niemand konnte mir helfen, oder mir sagen, wann das endlich vorbei sein würde. Die Familie war ebenso verzweifelt, weil sie mir nicht helfen konnte. Dann kam wieder eine gute Nacht. Und ein Morgen, bei dem es sich anders anfühlte. Für kurze 2 Stunden, fühlte ich mich einfach nur krank. Ohne Angst, ohne diese völlig ausgeliefert sein, die Schmerzen waren weniger, Atmung war noch immer schwach. Und ich habe wieder etwas Hoffnung verspürt. Und seither geht es langsam bergauf. Ich kann mittlerweile Frühstücken gehen, kann mich unterhalten, länger telefonieren, wieder ein Buch lesen. Trotzdem liege ich noch den Großteil des Tages im Bett, muss mir meine Kraft gut einteilen. Die Atmung ist noch immer stark beeinträchtigt, hier brauche ich Antibiotika und am Tag ist ein Schwindel dazu gekommen. Trotzdem fühle ich mich besser und es geht jeden Tag ein kleines bisschen voran. Die Angst ist weg, stattdessen ist wieder Zuversicht da, obwohl ich weiß, dass es noch etwas dauern wird, bis ich wieder die „Alte" sein werde. Ich hoffe, dass sich das mit der Atmung bald bessert und, dass ich keine Folgeschäden haben werde. Übrigens habe ich auch meinen Mann angesteckt, seine Symptome- Geruchs und Geschmacksverlust, sonst nichts. Wie der Verlauf ist, kann man nicht voraussehen. Weshalb schreibe ich euch das. Weil ich euch jetzt sagen kann, dass es sich um keine Grippe handelt, weil es eine Krankheit ist, die nicht berechenbar ist, weil diese Krankheit bei vielen Menschen zu schweren Schäden führen kann und auch zum Tod. Weil diese Krankheit auch stark auf die Psyche geht und auch nach der Krankheit die Psyche und der Körper noch zu kämpfen haben. Es können die Ängste bleiben, Panikattacken sich manifestieren, Depressionen entstehen mit denen die Menschen nach der Krankheit zu kämpfen haben. Und solltet ihr auch betroffen sein, holt euch rasch Hilfe, damit ihr die Folgen gut auffangen könnt. Ich bin auf jedem Fall auf dem Weg zurück, obwohl ich wie Batwoman noch viele Pausen brauche. Und bitte schaut auf euch, haltet Abstand, lasst euch testen, setzt die Masken auf und soziale Distanz schützt nicht nur euch, sondern auch euer gegenüber. Und jenen, die zur Zeit krank sind, haltet durch es wird besser! Alles liebe euch und bleibt´s gesund eure Barbara