Tabu Psychotherapie!
Wenn sich jemand dazu entschließt eine Therapie zu beginnen, geht dieser Entscheidung meist ein langer Prozess und Leidensdruck voraus. In der Praxis erlebe ich es immer wieder, dass Menschen zu mir kommen und von sich behaupten sie seien schwach, weil sie mit ihren Problemen nicht alleine fertig werden. Hilfe und Unterstützung in schwierigen Lebenslagen in Anspruch zu nehmen scheint in unserer Gesellschaft also immer noch mit dem Begriff der Schwäche assoziiert zu sein.
In meinen Therapien stelle ich meinen KlientInnen, soweit möglich und notwendig, immer einen alternativen Denksansatz zur Verfügung. Ich möchte das auch bei diesem Thema gerne tun. Natürlich wäre es großartig wenn wir alle unsere Probleme ohne Hilfe in Angriff nehmen könnten. Es wäre sogar noch großartiger, wenn wir alle auch ganz alleine einen Umgang und eine Lösung dafür finden würden. Aber wäre es das wirklich? Was würde aus unserer Fähigkeit zur Selbstreflexion, wenn wir von Aussen keine Denkanstöße mehr bekämen? Könnten wir unsere Persönlichkeit formen und weiterentwickeln?
Sich seine Probleme bewusst machen, sich ihnen stellen und wenn notwendig auf Unterstützung zurückgreifen, ist in meinen Augen kein Zeichen von Schwäche, sondern von Reife. Es wird Zeit, dass wir beginnen umzudenken. Der lonesome Cowboy der als Einzelkämpfer durch die Prärie reitet hat ausgedient, oder wie Nadja Bernhard während des Corona Lock downs in der ZIB immer zu sagen pflegte: "Zusammen kriegen wir das hin."
Barbara