our daily challenge journal 29
Als Kind habe ich immer die Sesamstrasse im Fernsehen geschaut. Ich weiß, dass diese Sendung vermutlich nur wenige von euch kennen werden, weil sie ausschließlich im deutschen Programm lief. Das konnte ich in Oberösterreich, dort bin ich aufgewachsen, auch in den 70'ern schon über Antenne empfangen und darum sind Ernie, Bert und Tiffy heute ein Teil meiner Kindheit. Am meisten hab ich mich immer auf das Titellied gefreut.
Wer, wie, was? Wieso, weshalb, warum? Wer nicht fragt bleibt dumm. 1000 tolle Sachen die gibt es überall zu sehn - manchmal muss man fragen um sie zu verstehn.
Die Fragen die ich als Kind hatte waren meist leicht zu beantworten. Auf die Fragen die mir heute so durch den Kopf gehen gibt's vermutlich keine eindeutige Antwort. Und trotzdem muss man sie fragen. Weil es Fragen sind die hinterfragen. Und nur wenn ich etwas hinterfrage, kann ich mir eine eigene Meinung bilden. In Zeiten wie diesen ist das ein schwieriges Thema. Glaube ich an die Maßnahmen der Regierung, oder glaube ich an - nennen wir es "alternative Fakten". Letztlich wird das geglaubt, was in das eigene Weltbild passt. Und das wiederum ist situationselastisch, wie sich am Beispiel Donald Trump und Boris Johnson zeigt.
Ich mache das aber heute nicht zum Thema weil ich eine Wertung vornehmen möchte. Sondern weil ich mich heute in einem Gespräch furchtbar über ein paar "alternative Fakten", die mir in Bezug auf Corona entgegengebracht wurden, aufgeregt habe. Dementsprechend könnte man sagen, dass ich in dieser Situation sehr wohl eine Wertung vorgenommen habe. Aber gewertet habe ich nicht die Fakten, sondern die Person, die diese Fakten angeführt hat, und über diese Person dann in weiterer Folge einen ganzen Berufsstand. Und genau darin liegt eine Gefahr, die weit über die Corona Krise hinausgeht. Es ist ein schmaler Grat zwischen "eine eigene Meinung haben" und "Vorurteile haben".
In unseren Beiträgen sind wir immer mal wieder beim Thema Dankbarkeit gelandet. Und heute lande ich auch dort. Weil ich nämlich dankbar bin, dass ich in einem Land leben kann, indem ich die Möglichkeit habe, mir eine eigene Meinung zu bilden, wenn ich es will. In einem Land, indem man auch mal laut und kritisch hinterfragen darf. Weil ich in einem Land lebe, indem das Wort "Toleranz" auch gelebt werden darf. Damit das so bleibt, müssen wir uns eine eigene Meinung bilden, und dafür müssen wir (hinter-) fragen. Toleranz fängt nämlich nicht ganz oben, sondern beim Nachbarn an.
Abstand halten bitte Silke und Barbara Quelle: STS - Großvater